
Siegen. Der neue Geschäftsführer des AWO-Kreisverbands, Dr. Andreas M. Neumann, konnte jetzt die heimische SPD-Landtagsabgeordnete Tanja Wagener zu einem Gespräch begrüßen. Die AWO beschäftigt in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe rund 1.200 Mitarbeiter. Hinzu kommen knapp über 1.000 Menschen mit Behinderung, die in den Werkstätten des Kreisverbands tätig sind. Die Behindertenhilfe der AWO in unserer Region feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.
Dr. Andreas M. Neumann berichtete der SPD-Politikerin, dass trotz der guten konjunkturellen Entwicklung die Auslastung der Werkstätten besser sein könnte und entsprechende Anstrengungen unternommen werden, um neue Kunden zu gewinnen. Wir werden in Kürze eine neue Stelle für die Auftragsakquise besetzen, um künftig noch aktiver auf die Firmen zugehen zu können, so der Geschäftsführer. Auch solle die Herstellung von Eigenprodukten forciert werden, um die Abhängigkeit der Werkstätten von den gewerblich-industriellen Aufträgen zu verringern. Eine möglichst optimale Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft bleibt dennoch wünschenswert, betonte Tanja Wagener (MdL). Das ist nicht nur für die Beschaffung von Aufträgen wichtig. Durch eine weitere Verbesserung unserer Kontakte zur Industrie ließen sich sicherlich auch die Chancen behinderter Menschen, eine Anstellung in normalen Betrieben zu finden, erhöhen, fügte Dr. Neumann hinzu.
Inklusion war ein weiteres Thema. Beide Gesprächspartner sind sich einig, dass sich dieses anspruchsvolle Ziel in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nur längerfristig erreichen lässt. Es müssen nicht nur finanzielle Hürden genommen werden, sondern das gemeinsame Leben, Lernen und Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderung muss auch im Bewusstsein der Menschen verankert werden, hob Tanja Wagener hervor. Erforderlich sei eine zwar zielstrebige, jedoch zugleich behutsame Entwicklung, um die erforderliche Akzeptanz herzustellen. Wir müssen die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, betonte auch Dr. Neumann. Gleichzeitig warnte er davor, die Potenziale der Inklusion zu überschätzen. Schwerstmehrfachbehinderte Menschen dürften nicht vergessen werden. Viele Angehörige gerade dieser Personengruppe würden sicherlich auch in Zukunft auf geschützte Lern- und Arbeitsbereiche angewiesen bleiben, ist sich der AWO-Kreisgeschäftsführer sicher.
Zur Sprache kam ferner die Situation in den Ortsvereinen der AWO. Anders als Diakonie oder Caritas ist die AWO, ähnlich wie das Rote Kreuz, eine Mitgliederorganisation. Sorge bereitet Dr. Neumann das hohe Durchschnittsalter der AWO-Mitglieder. Gemeinsam mit Tanja Wagener appellierte er insbesondere auch an jüngere Menschen, sich in der AWO zu engagieren. Seine Organisation bemühe sich zurzeit darum, etwa auch in der Öffentlichkeitsarbeit neue Wege zu gehen, um jüngere Menschen besser zu erreichen und attraktiver für sie zu werden.