Netzbetrieb wird durch die Energiewende komplexer

Die Burbacher SPD-Gemeinderatsfraktion besuchte jetzt RWE in Siegen. Besonders interessant war die Besichtigung der Netzleitstelle, die mit modernster Technik ausgestattet ist.
Die Burbacher SPD-Gemeinderatsfraktion besuchte jetzt RWE in Siegen. Besonders interessant war die Besichtigung der Netzleitstelle, die mit modernster Technik ausgestattet ist.

Burbach/Siegen. Die bestehenden Strom- und Gaskonzessionsverträge der Gemeinde Burbach mit RWE laufen noch in diesem Jahr aus. In Kürze muss also der Rat entscheiden, wer künftig die örtlichen Versorgungsnetze betreiben soll.
Vor dieser wichtigen Weichenstellung informierte sich die SPD-Gemeinderatsfraktion mit ihrem Vorsitzenden Wolfgang Kasper an der Spitze jetzt bei RWE in Siegen, wo die Kommunalpolitiker ein Fachgespräch mit führenden regionalen Vertretern des Energieversorgers führten. Wolfgang Kasper erklärte: „Unsere noch endgültig festzulegende Position hinsichtlich der neuen Konzessionsverträge soll auf einer möglichst fundierten Grundlage beruhen. Daher steht die Energiepolitik für die SPD-Fraktion derzeit ganz oben auf der Agenda.“

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Auswirkungen der in Deutschland inzwischen eingeleiteten Energiewende auf den Betrieb der künftigen Netze. Der Leiter des RWE Regionalzentrums(RZ) Sieg, Frank Schwermer, wies darauf hin, dass sich der Strom mit Windenergie- und Photovoltaikanlagen nicht ‚just in time’, also dem jeweiligen Bedarf entsprechend, produzieren lasse. „Je nach Witterungslage wird es Phasen mit Überkapazitäten geben, daneben aber auch Zeitintervalle, in denen der so erzeugte Strom nicht ausreichen wird.“ Zum Ausgleich dieser fluktuierenden Erzeugungskapazitäten bedürfe es zunehmend schnell regelbarer Kraftwerkskapazitäten wie zum Beispiel Gas- und Pumpspeicherkraftwerke. Besonders wichtig sei die Schaffung von Speicherkapazitäten, um den in Spitzenzeiten anfallenden überschüssigen Strom nicht verschenken zu müssen. „Überlegenswert erscheint zudem, in den Spitzenzeiten über einen dann günstigeren Strompreis Anreize auch zur dezentralen Speicherung der überschüssigen Energie, etwa durch Warmwasser- oder Wärmespeicher, zu geben“, meinte Falk Heinrichs, Ratsmitglied und Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbands Burbach.

Burbach ist unter den SI-Kommunen ein Vorreiter in Sachen regenerative Energien. Heute gibt es im Gemeindegebiet bereits 147 ‚dezentrale Erzeugungsanlagen’, die zusammen rund 22 Megawatt Strom in das Netz einspeisen. Der weitaus größte Teil davon entfällt auf das Biomassekraftwerk am Siegerlandflughafen. SPD-Fraktionschef Wolfgang Kasper betonte, dass in den kommenden Jahren Windkraftanlagen in erheblicher Größenordnung hinzukommen werden. RWE-Fachmann Frank Schwermer: „Am Beispiel Burbachs wird deutlich, dass von den Einspeisungen gerade auch die örtlichen Nieder- und Mittelspannungsnetze betroffen sind. Die Technik vor Ort muss daher der neuen Situation angepasst werden, auch um den Abtransport der hier zeitweise entstehenden Überkapazitäten an Strom in die Ballungs- bzw. Lastgebiete zu ermöglichen.“ Für Schwermer steht außer Frage, dass der Netzbetrieb durch die Energiewende komplexer wird. Gefragt seien intelligente Lösungen, so dass die hohe Qualität der Versorgung in Deutschland, wo der Strom pro Jahr im Durchschnitt nur etwa 19 Minuten pro Verbraucher (ohne Fälle von Höherer Gewalt) ausfällt, konstant bleibt. Schon heute würden alleine im Bereich des RZ Sieg jährlich rund 45 Millionen Euro in Erneuerung, Instandhaltung, Ausbau und Betrieb des Netzes investiert. Zur Sprache kam auch, dass Burbach noch einen relativ hohen Anteil an Freileitungen hat. „Das Ziel ist, die Erdverkabelung weiter voranzutreiben, obwohl diese natürlich kostspielig ist und eine besonders enge Zusammenarbeit mit der jeweiligen Stadt oder Gemeinde erfordert“, unterstrichen der für Burbach zuständige RWE-Kommunalberater Bernhard Preckel und sein künftiger Nachfolger Reiner Hirschhäuser.

Abschließend besichtigten die SPD-Politiker die im Hause befindliche Netzleitstelle. Deren Leiter, Ralf Bartsch, stellte die modernen EDV-gestützten Arbeitsverfahren zur Steuerung und Überwachung des Netzes vor. „Der Einsatz modernster Technik und gut ausgebildetes Fachpersonal, das auch in der Fläche präsent ist, garantieren ein äußerst flexibles und bestens funktionierendes Störungsmanagement“, hob der Diplom-Ingenieur hervor.